Zweiter HSV-Sieg unter Trainer Baumgart: Mit Schiebermütze in die Spur

Nach zwei Niederlagen gewinnen die Fußballer des Hamburger SV gegen Wiesbaden mit 3:0 – und bleiben an den Spitzenteams aus Kiel und St. Pauli dran.

HSV-Trainer Steffen Baumgart in T-Shirt und Schiebermütze pfeift auf zwei Fingern und zeigt mit der anderen Hand eine Richtung an

Stilbildend: Steffen Baumgart gibt beim HSV modisch wie Fußballerisch die Richtung vor

HAMBURG taz | Im Fanshop des HSV gibt es einen neuen Artikel: Eine graue Schiebermütze mit gestickter HSV-Raute an der rechten Seite, wie sie Trainer Steffen Baumgart trägt. Seit Sonntag ist klar: Der Neue erweitert dem HSV nicht nur das Merchandising-Angebot, sondern bringt auch Punkte, hat mit seinem Team den zweiten Sieg geholt. Mit 3:0 besiegten die Hamburger den SV Wehen Wiesbaden und verteidigen damit Platz drei der 2. Fußball-Bundesliga.

Es ist jetzt vier Wochen her, dass der HSV seinen Trainer Tim Walter gefeuert hat. Einen, der so was wie eine kleine Ära geprägt hat, für HSV-Verhältnisse. In gut zweieinhalb Jahren hatte er den Aufstieg in die Erste Bundesliga zweimal in der Relegation verpasst.

Gehen musste er, wiederum auf Relegationsplatz drei liegend, nach zwei 1:4-Heimniederlagen. Sportvorstand Jonas Boldt war das Zutrauen abhanden gekommen, dass Walter mit seinem bedingungslosen Offensivfußball diesmal den Aufstieg schaffen könnte.

Der soll nun mit Steffen Baumgart gelingen, der mit der Empfehlung kam, schon als Kind HSV-Fan gewesen zu sein. Den Aufstieg hatte Baumgart bei seiner Vorstellung als Ziel unumwunden ausgerufen. Dass Baumgart Aufstieg kann, hat er bewiesen, als er mit dem SC Paderborn den Durchmarsch von der Dritten Liga in die Bundesliga schaffte, mit wesentlich geringeren Mitteln, als sie beim HSV im Einsatz sind.

Trainerwechsel richtig, aber vielleicht zu spät

Daran, dass der Trainerwechsel trotz der optisch immer noch günstig scheinenden Tabellensituation, richtig war, zweifelt in Hamburg kaum jemand. Daran, dass er rechtzeitig kam, hingegen schon. Das wäre ein paar Wochen vorher, zur Winterpause, vielleicht besser gewesen. Anders als von Boldt anvisiert, musste Baumgart nämlich nicht nur Feinheiten justieren, sondern das Spielsystem recht grundsätzlich verändern, um wieder eine Balance zwischen Offensive und Defensive reinzukriegen.

Und das ist im laufenden Betrieb offensichtlich gar nicht so einfach, zumal auf der Zielgeraden der Liga, wenn andere Teams ihren Stil längst gefunden haben. Der HSV blieb zuletzt hinten wacklig und büßte vorn an Kreativität ein.

Baumgart sagte immer wieder, dass seine Spieler die einfachen Dinge tun sollen, eher stabile Grundordnung als permanente Rochaden. Von seinen Flügelstürmern verlangt er, gelegentlich mal nach innen zu ziehen, und als die Zweifel bezüglich ihrer Eignung dafür anmeldeten, ließ Baumgart über das Hamburger Abendblatt ausrichten: „Dann müssen die Jungs rauf, die das machen, was ich mir vorstelle, um es deutlich zu sagen.“

Da hatte Baumgart – nach einem mühsamen Auftaktsieg gegen Elversberg – schon zweimal verloren, darunter das Heimspiel gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten VfL Osnabrück. Aus so einem Start kann schnell eine Negativdynamik entstehen.

St. Pauli und Kiel sind davongezogen

Die ist nun erst mal abgewendet, auch wenn der HSV gegen spielerisch limitierte Wiesbadener nicht so dominant war, wie das Ergebnis vermuten lässt. Die Tore waren nicht gerade erzwungen: Miro Muheims abgefälschter Schuss aus dem Halbfeld senkte sich über Wiesbadens Torwart ins Netz; László Bénes schummelte einen Freistoß unter der Mauer hindurch. Und als Wiesbaden zum Ende hin aufmachte, verwertete Ransford Königsdörfer einen Abstauber-Pass von Bénes.

„Vieles war gut“, meinte Baumgart hinterher, „aber ich habe noch einiges gesehen, was die Jungs können, aber noch nicht zu 100 Prozent richtig gemacht haben.“ Mit dem Projekt Aufstieg könnte es sogar dann schwierig werden.

Die trainerübergreifende Schwächephase des HSV haben der FC St. Pauli und Holstein Kiel genutzt, um in der Tabelle davonzuziehen. Beide haben auch an diesem Wochenende ihre Auswärtsspiele souverän gewonnen und nun zehn respektive fünf Punkte Vorsprung auf den HSV. Beide müssen zwar noch im Volkspark antreten, aber zumindest St. Pauli könnte dann, Anfang Mai, schon als Aufsteiger feststehen. Und von hinten drängt Düsseldorf mit ansteigender Formkurve auf den Relegationsplatz drei.

Kann passieren, dass die Saison endet wie eine Walter-Saison – nur ohne Walter. Sollte der HSV doch noch aufsteigen, werden die Schiebermützen vermutlich schnell ausverkauft sein.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.