New Yorker Basketballer: Ohne Stars viel besser

Die New York Knicks spielen so gut wie lange nicht. Sie starten perfekt in die erste NBA-Playoffrunde gegen die Philadelphia 76ers.

Basketballer im schwarzen Hemd passt den Ball, Gegenspieler kann nicht eingreifen

Teamwork: Jalen Brunson (r.) von den New York Knicks bedient einen Mitspieler Foto: Frank Franklin II

BERLIN taz | Spike Lee hatte einen anstrengenden Abend im Madison Square Garden am Montag. Der Kultregisseur und Edel-Fan der Basketballer von den New York Knicks wirkte nach dem zweiten Playoff-Spiel des Teams, dem er nun seit Jahrzehnten bei beinahe jedem Heimspiel Beistand leistet, erschöpfter als die Spieler.

Das Team um die drei Jugendfreunde Jalen Brunson, Josh Hart und Donte DiVicenzo hatte es Fans wie Lee nicht leicht gemacht, es war ein Spiel zum Haareraufen. Die Knicks lagen 30 Sekunden vor Ende gegen die Philadelphia 76ers mit fünf Punkten zurück und drehten doch noch das Spiel (104:101). Schon beim ersten Duell vor eigenem Publikum (111:104) ging es knapp zu.

Doch die Knicks-Fans nehmen solcherlei Wehen gerne in Kauf. Immerhin leiden sie nun mit einem Team, an das sie glauben können und mit dem sie sich identifizieren. Die Knicks haben gerade ihre stärkste Saison seit mehr als 20 Jahren hinter sich. Der Kern der Mannschaft liefert verlässlich Qualität ab. In den Playoffs ist ihnen zuzutrauen, um die Conference-Meisterschaft mitzukämpfen und bis ins Finale vorzudringen. Es wäre das erste Mal seit 1999.

Es war das letzte Hurra der Patrick-Ewing-Ära damals, seither läuft im Madison Square Garden nicht mehr viel rund. Obwohl viel Geld durch die Konten der Mannschaft fließt, hat es das Management mehr als 25 Jahre lang nicht hinbekommen, eine stabiles Spitzenteam zusammenzubasteln.

Umstrittener Besitzer

Einen kurzen Lichtblick gab es im Jahr 2012, als Jeremy Lin Manhattan verzauberte. Der ausgeliehene Point Guard, der damals auf der Couch seines Bruders schlief, legte einen Lauf hin, wie ihn die NBA lange nicht erlebte hatte. „Linsanity“ machte die Stadt verrückt. Dann kam Carmelo Anthony aus Denver zurück in seine Heimatstadt und bereitete den Fans ein paar Jahre lang Freude, doch alleine konnte er das Ruder auch nicht herumreißen.

Als Schuldigen für die Dauermisere der Knicks hatten die Fans schon lange den Besitzer Jim Dolan ausgemacht. Dolan traf immer wieder Entscheidungen, die weniger dem Erfolg der Mannschaft als seinen sonstigen Geschäftsinteressen dienten. Die Parole „Sell the team“ hallte nicht umsonst jahrelang durch die Halle, wenn Dolan auf der Tribüne saß.

Und auch anderweitig machte er sich in New York immer wieder unbeliebt, nicht zuletzt weil er sich weigert, den dringend nötigen Umbau der verhassten Pennsylvania Station direkt unterhalb seiner Arena zu ermöglichen. 600.000 Menschen müssen deshalb täglich durch verfallende, klaustrophobische Korridore hetzen.

Ein Siegerteam ohne Superstars erschaffen

In den vergangenen drei Jahren hat Dolan, was die Knicks angeht, dann aber doch ein paar gute Entscheidungen getroffen. Die beste davon war es wohl, in der Covidsaison 2020/21 Ex-Nationalcoach Tom Thibodeau zum Trainer zu machen und ihm freie Hand dabei zu lassen, die Mannschaft neu zu formieren.

Thibodeau gelang etwas Seltenes in der NBA. Er schuf ein Siegerteam ohne Superstars. Personifizierung dieses Aufstiegs ist Jalen Brunson, der erst in und mit der Mannschaft zum Star wurde. Erst in diesem Jahr, in seiner siebten NBA-Saison, wurde Brunson in das All Star Team des Ostens berufen. Der Weg dahin war verschlungen und nur mit viel harter Arbeit zu bewältigen. So, wie die Neugeburt der Knicks seit der Ankunft von Thibodeau vor vier Jahren.

Jetzt stehen die Knicks kurz davor, die Früchte dieser Arbeit zu ernten. Schon in der derzeitigen Formation können sie an einem guten Tag jedes Team schlagen. Und in der kommenden Saison sind sie dann tatsächlich auch wirtschaftlich in der Position, um einen Superstar mitzubieten. Die Fans genießen das alles in vollen Zügen. Sie haben es sich mit ihrer Beharrlichkeit verdient.

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