Putins Besuch in China: Show der Freundschaft

Wladimir Putin und Xi Jinping geben sich in Peking betont brüderlich. Sie wollen ein Gegenmodell zum Westen etablieren. Ihr Kalkül scheint aufzugehen.

Xi und Putin gehen vor einer roten Wand im Gleichschritt

Im Gleichschritt: Xi und Putin schreiten zur Gala Foto: Alexander Ryumin/Sputnik via reuters

Würde Wladimir Putins Peking-Besuch nicht vor dem Hintergrund des russischen Vormarsches in der Ukraine stattfinden und angesichts von Chinas wieder eskalierenden Provokationen zum anstehenden Regierungswechsel in Taiwan, könnte man ihre so demonstrativ zur Schau gestellte Freundschaft unter der Rubrik „Friede, Freude, Eierkuchen“ abheften: Da inszenieren sich zwei machthungrige Potentaten als entschlossene Friedenstauben, feiern ihre gemeinsamen geostrategischen Interessen in Abgrenzung zum Westen und besprechen den weiteren Ausbau ihrer wirtschaftlichen Beziehungen. Ihre wichtigste Message: Wir sind nicht isoliert und wir lassen uns nicht isolieren.

Damit haben die beiden leider auch recht. Weder ist es dem Westen bisher mit seinen Sanktionen gelungen, Putins Russland wirklich zu isolieren, noch kann Xis China mittels Strafzöllen einfach in die westlichen Schranken gewiesen werden.

Komplexere Welt

Vielmehr weigern sich viele Länder, sich in die Konflikte zwischen Russland und dem Westen und zwischen China und den USA hineinziehen zu lassen. Sie sehen das nicht als ihre Konflikte an und versuchen zum eigenen Vorteil pragmatisch und ungebunden zu handeln.

Dem Westen werfen Xi und Putin nicht zu Unrecht manche Doppelmoral und Hegemonialinteressen vor, die sie selbst aber zweifellos auch haben und wo sie nicht minder verlogen vorgehen. Peking sieht den Westen in einem steten Niedergang. Diese Ansicht muss man nicht teilen, doch ist klar, dass westliche Regierungen sich in der heute komplexeren Welt nicht mehr so leicht mit ihren Vorstellungen durchsetzen können.

Dies gilt aber auch für Moskau und Peking. Putin hat sich mit der Ukraine verkalkuliert und Peking hat zum Konflikt dort wie im Nahen Osten bisher keine konstruktiven Vorschläge gemacht. Sonst würde auch deutlich, dass Peking und Moskau keine wirklichen Alternativen zu bieten haben, jenseits ihrer demonstrativen Show der Freundschaft.

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Asienredakteur seit 1997, studierte Politologie in Berlin und Communication for Development in Malmö. Organisiert taz-Reisen in die Zivilgesellschaft, Workshops mit JournalistInnen aus Südostasien und Han Sens ASIENTALK. Herausgeber der Editionen Le Monde diplomatique zu Südostasien (2023), China (2018, 2007), Afghanistan (2015) und Indien (2010). Schreibt manchmal auch über Segeln. www.fb.com/HanSensAsientalk @SHansenBerlin

Wir alle wollen angesichts dessen, was mit der Ukraine derzeit geschieht, nicht tatenlos zusehen. Doch wie soll mensch von Deutschland aus helfen? Unsere Ukraine-Soli-Liste bietet Ihnen einige Ansätze fürs eigene Aktivwerden.

▶ Die Liste finden Sie unter taz.de/ukrainesoli

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